Ein untrügliches Zeichen für den durchschlagenden Erfolg aufwendiger Konzertvorhaben ist die gute Laune aller beteiligten Akteure am Sonntag in der Frühe, nachdem bereits der halbe Freitag und der ganze Samstag für musikalische Probenarbeit draufgegangen sind. Genau dieses erfuhr das 500 Personen starke Ensemble
Vokalhelden & Friends in der Philharmonie beim großen Education-Chorprojekt, zu welchem sich ein Dutzend Chöre aus Gloucester, Rom, Barcelona, Karlsruhe, Dresden, Heidelberg und Berlin am zweiten Wochenende im Mai dieses Jahres zusammengefunden hatte, das von den Berliner Philharmonikern begleitet wurde. Bei der Generalprobe von Jonathan Doves Chorsymphonie „There Was a Child“ am Sonntagmorgen vibrierte die Philharmonie von der positiven Stimmung aller Beteiligten, die auch an den vorangegangenen Tagen mit Händen zu greifen war.
Bereits eine Woche zuvor hatten die Berliner Chöre unter der Leitung von Simon Halsey mitreißende, intensive und von Witz und Detailversessenheit des Dirigenten geprägte Probentage erleben können, die erschöpfte, aber glückliche Menschen in den Wochenanfang entließ.
Fotos von der Probenarbeit: JR
Keine Spur von Gereiztheit, Eile oder Stress in den Gesichtern der Chorsängerinnen und Chorsänger. Und obwohl sich niemand darunter befand, der über zu viel Zeit verfügt, war ein jeder bereit, seine persönliche Freizeit darein zu geben und sich teilweise sogar einen freien Tag zu nehmen, um mit dabei sein zu können: Von der Berliner Gustav-Heinemann-Oberschule eilte der Schüler, von der Freien Universität die Studentin und von einer der zahllosen Berliner Bau-stellen der Ingenieur am Freitagmittag zu einem denkwürdigen, bemerkenswert gut organisierten finalen Probenwochenende, das schließlich mit dem tollen Konzert am Sonntagabend seinen krönenden Abschluss fand.
In England kennt man die Tradition der Friday Afternoons. Jeden Freitag finden sich dort bisweilen weit über tausend Sängerinnen und Sänger zusammen, um ihre Freizeit in Gemeinschaft vieler mit Chormusik zu verbringen. Ein wenig von diesem Spirit des englischen Chorwesens war auch in dem Berliner Education-Chorprojekt zu spüren. „Das ist Privatleben“, versicherten fröhlich mehrere Sängerinnen des von Johannes Wolff geleiteten Vokalsystems auf die Frage, wie man mit dem Verzicht auf Privates in der arbeitsintensiven Probenzeit klar käme. Sie ließen keinen Zweifel daran, dass für sie die Veranstaltung – trotz der Anstrengung, die man in der Vorbereitung dieses Konzertereignisses auf sich nehmen musste – eine große Bereicherung darstellt. Am Ende haben das auch die hartgesottensten Skeptiker aus dem Chor des Musikgymnasiums Carl Philipp Emanuel Bach so empfunden. Text: JR