Karin Leo
Vorab:
* Lerninhalte, die schwierig sind, werden im „Team“ gelöst - die Musikausbildung als Weg zur Kunst setzt hingegen auf das Individuum als den Träger des künstlerischen Ausdrucks.
* Analog zum Sport sind Spitzenleistungen nur durch die gezielte Förderung des Einzelnen in den Kinderjahren möglich - das Schulsystem von heute scheint diesem Anspruch hierzulande eher entgegengesetzt zu sein. Die jeweils individuellen Lösungen einer flexiblen musikalischen Vor-Ausbildung mit dem Ziel des leistungsfähigen Instrumentalisten –was eine ausgereifte Musikerpersönlichkeit voraussetzt - müssen daher in einem Evaluations- und Profilbildungsprozess ständig neu erarbeitet werden.
Historie
Der organisatorische Vorläufer des C. Ph. E. Bach - Musikgymnasiums, benannt nach dem zweiten Sohn Johann S. Bachs (1714-1788), dem sog. „Berliner“ Bach und 1. Cembalisten beim Kronprinzen Friedrich, wurde 1956 als „Fachgrundschule für Musik“ begründet. Mit Beginn des Studienjahres 1959/60 wurde an der Berliner Hochschule für Musik eine Kinderklasse (Schüler im Alter von 10 - 16 Jahren ) eingerichtet, aus welcher sich im Laufe weniger Jahre die Spezialschule für Musik entwickelte. Als selbständige Oberschule (ab 1965) war sie eine Abteilung der Hochschule. Seit ihrer Gründung bestand die zentrale Aufgabe dieses Institutes in der Vorbereitung begabter Jugendlicher auf ein Musikstudium an den in- und ausländischen Hochschulen für Musik.
Profil
Hochbegabung und Eliteförderung können sich nur entfalten, wenn das Anforderungsprofil und das Umfeld stimmen. Und so erweist sich die integrierte Gymnasial- und Hochschulausbildung als ideal, da sie systematisch den Weg in das Musikstudium ebnet.
Das Land Berlin nimmt seine hohe Verantwortung gegenüber dieser musikalisch hochrangigen und einzigartigen Einrichtung wahr und fördert die seit 50 Jahren entwickelte musikalische Ausbildungs-Struktur. Dies wird u. a. garantiert durch die Tätigkeit von etwa 100 Dozenten und Professoren der beiden Berliner Musikhochschulen, die am Bach-Gymnasium als Lehrkräfte tätig sind.
Im kulturellen Leben unserer kulturverwöhnten Stadt konnte sich das Musikgymnasium einen geachteten Platz erwerben. Öffentliche Konzerte in repräsentativen Konzertsälen wie z. B. in der Philharmonie oder dem Konzerthaus am Gendarmenmarkt werden häufiger und die Nachfrage nach dem „Alltagsgeschäft“, also nach der Ausgestaltung von gesellschaftlichen Ereignissen, Feierlichkeiten oder anderen kulturellen Aktivitäten sprengen fast den Rahmen des Möglichen. Weiter muß erwähnt werden, daß die Schüler des Bach-Gymnasiums in allen vor-professionellen Orchestern vom Weltjugendorchester, dem „Gustav-Mahler-Orchester“, dem Bundesjugendorchester bis zu den Landesjugendorchestern zahlreich vertreten sind.
Absolventen des Musikgymnasiums nehmen heute führende Stellen in Spitzenorchestern und Ensembles ein und profilieren sich als Solisten in der musikalischen Hochkultur. Zu den bekanntesten Absolventen des Musikgymnasiums gehören u.a. Christine Schornsheim (Cembalo), Burkhard Glaetzner (Oboe), Michael Sanderling (Violoncello), das Vogler-Quartett, Jan Vogler (Violoncello), Kathrin Scholz (Violine) u.v.a.m.
Die Notwendigkeit und Berechtigung einer solchen Bildungsstätte wird in der Zukunft eher größer als kleiner. Mehr denn je gilt es, die vorhandenen Begabungen zu finden, zu fördern und optimal am Markt zu platzieren. Der Tätigkeit des Bach-Gymnasiums sind also, so schnell sich auch die Parameter unserer schnell-lebigen Zeit ändern mögen - kaum Grenzen gesetzt. „Um die Sache der Musik“ möge es gehen, schrieb Prof. Georg Knepler, der Gründungsrektor der Berliner Musikhochschule dereinst in einem musikwissenschaftlichem Papier, und genau so soll und will und wird es das Bach-Musikgymnasium auch in Zukunft halten.