Konzerthausorchester Berlin & Orchester des Musikgymnasiums "C. Ph. E. Bach" Berlin
Kritik zur CD
Klassik im Dialog von Walter Thomas Heyn (14.01.2015)
Erstmals gab es eine CD-Koproduktion zwischen dem Konzerthausorchester Berlin und dem Orchester des Musikgymnasiums Carl Philipp Emanuel Bach. Die anspruchsvolle CD trägt den Namen „Klassik im Dialog“ und ist Anfang Januar erschienen.
Die Produktion fand statt im Rahmen der Orchesterpatenschaft „Tutti Pro“, die die richtigen Profis vom Konzerthausorchester und die Profis „in Ausbildung“ seit 2008 miteinander verbindet. Durch die Initiative „Tutti Pro“ ist bundesweit angeregt worden, dass Berufsmusiker und Schüler gemeinsam proben und gemeinsam auftreten, und dieses Erlebnis ist für die Schüler immer wieder etwas ganz Besonderes. Etliche gemeinsame Projekte waren schon erfolgreich durchgeführt worden, u. a. ein gemeinsames Konzert beim Tag der offenen Tür mit Beethovens Tripelkonzert, wobei unter der Leitung von Lothar Zagrossek zwei der drei Solisten Schüler waren. Nun ging es mit einem anspruchsvollen Programm im großen Saal des Konzerthauses vor die Mikrophone.
Dieses Haus, das vormalige „königliche Schauspielhaus“ ist ja mit der Berliner Musikgeschichte besonders eng verbunden: Hier erlebte Webers "Freischütz" 1821 seine legendäre Uraufführung. Und auch für das Musikgymnasium hat das Haus eine große Bedeutung. Denn nicht wenige der Musiker des Konzerthausorchesters waren einmal Schüler dieser Schule und nicht wenige geben ihr Wissen als Lehrer heute an die Schüler weiter.
Auf der CD erklingen die „Hebriden“ und das „Märchen von der schönen Melusine“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy, die Rokoko-Variationen von Peter Tschaikowski und das Grand Duo Concertante von Giovanni Bottesini. Die Aufnahme wurde geleitet von den beiden Dirigenten Jörg Peter Weigle, Professor für Dirigieren an der Hochschule für Musik Berlin und Tilo Schmalenberg, dem langjährigen Orchesterleiter des Musikgymnasiums. Beide gehen verschiedene Wege bei der Interpretation, Weigle kitzelt eher den rauschhaften und romantischen Orchesterklang aus den Musikern heraus und spannt große Bögen in der musikalischen Dramaturgie; bei Schmalenberg geht es mehr um das liebevoll herausgearbeitete Detail und um die witzige oder virtuose Attitüde des Augenblicks. Beide aber verstehen es, die verschiedenen Teile des Orchesters (Profis-Schüler) bruchlos zu vereinen und zu einem eindrucksvollen Gesamtklang zu verschmelzen.
Alle drei Solisten sind Schüler des Musikgymnasiums, was an sich schon eine kleine Sensation darstellt und dem Konzerthaus sei für diesen Mut sehr gedankt. Josephine Bastian ist die Solistin der Rokoko-Variationen, einem heiklen, aber von den Cellisten aller Welt sehr gern gespielten Stück. Ihr eleganter, zarter und effektvoller Cello-Stil überzeugt in allen Passagen. Marijn Seiffert (Violine) und David Scherka haben in Bottesinis Grand Duo Concertante halsbrecherisch schwierige Passage zu bewältigen, die an der Grenze der Spielbarkeit liegen, tun das aber mit so großer Spielfreude und ebensolchem instrumentalen Können, dass man in heiterer Harmonie zuhört und sich erfreuen kann. Zum Glück wachsen Talente immer wieder nach. Das macht Hoffnung für die Zukunft.