Gelungene Konzertveranstaltungen hinterlassen oft unvergessliche Eindrücke und vermitteln bisweilen verblüffende Einsichten, die zum Nachdenken anregen.
Das vom „Projektmanagement Education“ der Berliner Philharmoniker ausgerichtete diesjährige „youngSTAR Festival“ im Kammermusiksaal der Philharmonie, das sich über mehrere Tage erstreckte, an denen zahlreiche Musikensembles der Berliner Schulen mit den unterschiedlichsten Besetzungen und musikalischen Beiträgen zu hören waren, fand am Donnerstagvormittag, den 30. Juni, seinen Abschluss mit der Aufführung der „Fledermaus-Ouvertüre“ von Johann Strauss durch das Sinfonieorchester des Musikgymnasiums Carl Philipp Emanuel Bach.
Gelungen war an diesem Konzert-Event vor allem, dass man in eindrucksvoller Weise sehen konnte, wie erfolgreich der engagierte Musikunterricht an manchen Berliner Schulen seinen pädagogischen Auftrag in die Tat umsetzt, nämlich jungen Menschen Freude am Musizieren zu vermitteln. Die selbstbewusst-aufgeregten Gesichter der Schülerinnen und Schüler, die mit zurückhaltendem Respekt die Bühne des Kammermusiksaals betraten, um dann voller Freude und Entschlossenheit kleine Blockflötenstücke und flotte Bläserklassen-Arrangements vorzutragen, bezeugen den pädagogischen Erfolg des Musikunterrichtes, der hinter diesen Darbietungen steht. Das konnte man auch aus dem tosenden Applaus heraushören, durch den die Darbietungen am Ende gefeiert wurden.
Der Moderator der Veranstaltung, der Autor und Poetry Slammer Julian Heun, hatte zu Beginn des Konzertes mit dem Publikum ein paar durchaus nützliche Applaus-Übungen durchgeführt, freilich ohne zu wissen, dass man dabei auch über das Ziel hinausschießen kann. Denn angefeuert durch die aufpeitschende Performance des Moderators („Der Kammermusiksaal ist heute euer Wohnzimmer!“) ließ sich jetzt das junge Publikum dazu hinreißen, den tosenden Applaus auch in den Generalpausen einiger klassischer Musikstücke vom Stapel zu lassen, was für heitere Stimmung unter den Musikerinnen und Musikern sorgte, die Gottlob nicht den Fehler machten, sich davon irritieren zu lassen, sondern souverän und unbeirrt weiterspielten.
Der Auftritt der Schülerinnen und Schüler des Musikgymnasiums war dann aber doch - das konnte jeder im Publikum spüren – noch etwas Besonderes. Gelassen und konzentriert der Gang auf die Bühne, mühelos und glänzend die musikalische Darbietung, klar und mit ausgeprägtem Wissen um die verabredeten Gestaltungsideen, fast alle Übergänge und Tempowechsel in dem virtuosen Orchesterstück ausgeprobt und souverän ausgeführt, - hier zeigte sich von Anfang an noch etwas anderes als die reine „Freude am Musizieren“, nämlich ein der Sache angemessener, tiefer Ernst, ohne den es in der Kunst nicht geht. Jeder, der im Publikum saß, hat das empfunden und man konnte es auch in manchen Gesichtern lesen, aus denen nicht mehr nur Sympathie und Fröhlichkeit, sondern auch Überraschung, Respekt und konzentrierte Aufmerksamkeit sprachen. Am deutlichsten zeigte sich dies an der Reaktion eines jungen Musikers aus dem Canisius Kolleg, dessen Orchester gerade die „Freischütz-Ouvertüre“ von Carl Maria von Weber gespielt hatte. Noch aufgewühlt von den Erfahrungen des eigenen Konzertauftritts, von denen er nach der Veranstaltung hinter der Bühne lebhaft einer Person am anderen Ende seines Smartphones berichtete, brach es schließlich mit enthusiastischer Begeisterung aus ihm heraus: „Aber die vom Orchester des Bach-Gymnasiums, Mann, waren die gut!“ Jens Renger